Manipulation

oder: Der riesengroße Anschiß lauert überall!

Früher, im alten Rom, da gab es das Motto "panem et circensis" - Brot und Spiele - mit dem man recht erfolgreich versuchte, die Bevölkerung einzulullen und ruhig zu halten. Daran scheint sich bis heute nicht allzuviel verändert zu haben - nur die Methoden sind verfeinert worden.

"Panem" - das sind heute u. a. die großen Einzelhandelsketten, die Versandhäuser, die Wirtschaft, die Banken usw. "Circensis" - diesen Part übernehmen die Medien, allen voran das Fernsehen. Und wir - das Fußvolk - werden davon manipuliert. Häufig sogar bereitwillig manipuliert. Ich kenne Leute, die - darauf angesprochen - antworteten: "Na und? Ändern kann ich´s sowieso nicht und wenn es mir was nützt, dann lasse ich mich gern manipulieren...". Sowas ist natürlich auch eine Einstellung, aber nicht unbedingt auch meine. Stell´ Dir mal besagte Leute in leitender Position vor. Stell´ Dir mal vor, daß die Entscheidungen, vielleicht über andere Personen, treffen müssen. Welche Entscheidungen treffen die wohl, wenn sie sich bereitwillig manipulieren lassen? Und in wessen Sinne? Und zu wessen Lasten?

Die alltägliche Manipulation lässt sich in drei Gruppen einteilen, nämlich:
  • die Manipulation durch Handlungen

  • die Manipulation durch Worte

  • die Manipulation durch Bilder

  • die Manipulation durch Musik

Betrachten wir also zuerst die Manipulation durch Handlungen.

Wenn Du ein Geschäft betrittst, dann befinden sich (meist rechts von Dir, weil die meisten Leute Rechtshänder sind) schöne bunte und teure Waren in Augenhöhe und in Griffweite. Diese Waren sind es nämlich, die den Gewinn ausmachen.

Welcher Kunde guckt denn schon nach unten oder hinten?

Und nicht etwa die preiswerteren Artikel und Angebote in Knie- oder gar Fußhöhe. Wer guckt da schon hin? Hast Du schon mal auf das Haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln geachtet? Die Sachen, die weg müssen, stehen vorne. Die frische Ware befindet sich unmittelbar dahinter. Und sind die Süßwaren an den Kassen nicht schön bunt? So, daß sie den dort zusammen mit ihren Eltern wartenden Kindern direkt ins Auge stechen, auch wenn das Zeug deutlich teurer ist als sein Pendant weiter hinten im Regal? Für welche Zielgruppe ist das wohl extra so aufgebaut worden? Und die Kassen selbst - sind die sofort erreichbar und auch besetzt? Oder musst Du da durch den ganzen Laden laufen (wobei Du noch das eine oder andere zum Mitnehmen siehst) und dann auch noch Schlange stehen (wobei Dir noch das eine oder andere, was vielleicht fehlen könnte, einfällt)?

Die Verkäufer gehen da nach sehr einfachen Regeln vor:

  • Der Kunde soll sich schon beim Eingang auf's Einkaufen freuen.
    Speziell Gemüse & Obst bieten einen erfreulichen Anblick und stimmen den Kunden positiv.

  • Der Kunde soll sein Tempo drosseln, wenn er den Supermarkt betritt.
    Biete ihm also überall Anreize fürs Auge.

  • Der Kunde soll das Geschäft immer gegen den Uhrzeigersinn durchlaufen, damit er mit rechts nach der Ware greifen kann.
    Daher gib dem Kunden einen großen Einkaufswagen. Dann hat er das Gefühl, ihn auch füllen zu müssen.

  • Der Kunde soll zuerst die teure Ware sehen.
    Setze sie in Kopfhöhe nach rechts, so wie er liest. Das Billige nach unten links.

  • Der Kunde soll nicht anstoßen, aber auch nicht zu schnell werden, damit er nicht an der Ware "vorbeirennt".
    Deshalb sollen die Gänge ungefähr zwei Meter breit sein.

  • Der Kunde soll Sonderangebote leicht erreichen können.
    Platziere Körbe mit Sonderangeboten direkt vor den Regalen mit Waren, die am Meisten benötigt werden.
    Der Kunde "muß" darüberstolpern.

  • Der Kunde soll weit laufen und möglichst viele Produkte sehen.
    Deshalb die Waren, die er immer kauft, möglichst weit hinten platzieren.

  • Laß den Kunden an der Kasse warten, damit er nochmal zugreift.
    Platziere hier billige Produkte oder Produkte speziell für Kinder.

  • Die Werbung exerziert vor, wie Manipulation funktioniert. Mit einer Vorzugs-Suggestion wie "längste Praline der Welt" oder "zarteste Versuchung" wird der potentielle Kunde (das Opfer der Manipulation!) geködert. Erzwungene koginitive Auseinandersetzungen (auch durch Effekthascherei) wie "lila Kuh", "vrisches Veltins" oder "da werden sie geholfen" veranlassen eine Person dann zum Nachdenken und schaffen so eine abrufbare Erinnerung - welche daraufhin konsumwirksam zur Gewohnheit wird. Mit positiven Eigenschaften wie Eleganz oder Kompetenz assoziierte Schlüsselmerkmale ("Laboratoire Garnier", "Dr. Best" oder auf erotische Models wie Heidi Klum bzw. Claudia Schiffer setzend) erwischt man das Opfer bei seinen Verhaltensschablonen, gerade auch dann, wenn Knappheit suggeriert wird ("limitierte Auflage"). Mit Vorbild-Funktionen, welche auf Nachahmungseffekte setzen (bspw. ein Gummibärchen-futternder Thomas Gottschalk) oder durch das Ansprechen des Herdentriebes ("Millionen zufriedener Kunden") sollen zusätzliche Manipulationsopfer instinktiv angesprochen werden.

    Um die Steuerung - die Manipulation! - des Kunden zu optimieren, kommt auch High-Tech zum Einsatz. Ein Beispiel dafür ist das PubliCount-Radarsystem, mit dem ein bekanntes schwedisches "Wohnst-Du-Noch-Oder-Lebst-Du-Schon"-Möbelhaus die Kassenbesetzung steuert und die Kundenströme erfasst, um sie produktorientiert zu beeinflussen. Dieses System findet aber auch in namhaften Bekleidungsmärkten und Einzelhandelsgeschäften Anwendung... Und wie war das noch mit dem Ach-so-tollen-Angebot? Das Paar Qualitäts-Strümpfe für nur 5 Euro! Nur, wenn Du das Preisschild vorsichtig abziehst und darunter ein alter Preis mit 6 DM zum Vorschein kommt - fühlst Du Dich dann nicht abgezockt?

    Welcher Kunde guckt schon nach oben?

    Eine der größten deutschen Einzelhandelsketten hat Einkaufswagen, die mit Funkempfängern und LCD-Display ausgestattet sind. Von der Decke runter hängen ganz unauffällig die Sender. Und die machen Dich direkt mit Deinem Einkaufswagen auf "Super"-Angebote aufmerksam. Wieviel unnützen Plunder hättest Du ohne diesen Hinweis wohl gleich im Geschäft gelassen (und dadurch einen Haufen Geld gespart)? Manipulation durch Handlungen ist auch, die Dinge, die Dir nicht auffallen sollen, ausserhalb Deines Gesichtsfeldes zu plazieren - aber der Umkehrschluß davon funktioniert auch, und zwar sehr gut: Lerne Beobachten und Du entdeckst die Manipulation! Deswegen bedarf es noch zusätzlicher Verfahren.

    Als ein weiteres Mittel zur Verkaufsförderung, welches Du unbewusst wahrnimmst, wird die sogenannte "kastrierte" Musik eingesetzt. Dabei handelt es sich um das ätzende Hintergrundgeleier in den Märkten. Bei dieser Art von Musik sind die tiefen und die hohen Frequenzen abgeschnitten worden. Was bleibt, ist ein unauffälliges Hintergrundgedudel, das einlullen und Vertrauen erzeugen soll - Vertrauen in die Waren.

    Wenn eine namhafte Handelskette zum Höhepunkt der BSE-Krise das Separatorenfleisch aus dem Handel nimmt, dann ist das unheimlich verbraucherfreundlich - und aufgrund der Manipulationstechniken vertraut der Kunde dem Geschäft auch. Was aber, wenn das potentiell infektiöse Zeug nur in ein Kühlhaus wandert und später umetikettiert wieder auftaucht - so daß es keiner mehr vom Frischfleisch unterscheiden kann? Sicher, das ist Betrug, vielleicht auch Körperverletzung oder (schlimmstenfalls) fahrlässige Tötung. Aber es ist auch angewandte Manipulation. Wie sagte mein Bekannter doch so treffend "...dann lasse ich mich gern manipulieren...". Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

    Die Manipulation durch Worte ist auch nicht viel besser. Im Radio kann die Stimme eines Interviewpartners vom Toningenieur voller, sonorer oder auch unvorteilhafter ausgesteuert werden - gerade so, wie es am wirkungsvollsten für das Publikum ist. In die gleiche Sparte fallen Interviews, bei denen ein Partner direkt spricht und der andere über Telefon zugeschaltet wird. Der Letztere klingt nicht mehr "natürlich" und hat dadurch automatisch die schlechteren Karten - auch dann, wenn er die besseren Argumente hat! Da berichten Nachrichtensendungen Pro oder Contra irgendwas - auf den ersten Blick völlig ausgewogen. Aber wieviele Pro- und wieviele Contra-Stimmen sind zu Wort gekommen? Waren das gleich viele? Falls nicht: Es wird seitens der Medien eine Mehrheit suggeriert. Doch gibt es die wirklich? Und wieviele Politiker und Wirtschaftsbosse sprechen, den Zuhörer mit einschliessend, von "wir", obwohl sie "ich" meinen? Es gibt viele Arten der Wortmanipulation. Je nach politischer Strömung wird aus "Feiheitskämpfer" "Terrorist" oder umgekehrt. Ein weiteres Beispiel aus dieser Kategorie ist "Fremdarbeiter" anstelle von "Gastarbeiter". Oder "Vorwärtsverteidigung" anstelle von "Angriffskrieg"; "Freisetzen" statt "Kündigen". Oder "Übergangslösung", was im Klartext bedeutet: "Es funktioniert nicht - wir sind am Schwimmen und am Basteln!" Den Vogel dabei schoß wohl die Atomindustrie in den siebziger Jahren ab, als aus "radioaktiver Verstrahlung" das Wortkonstrukt "Sonnenscheineinheiten" wurde.

    Heute macht man aus Arbeitslosen, die schlechte Werkverträge aufgedrückt bekommen, "Ich-AGs". Überhaupt - arbeitslos, sowas gehört sich doch nicht! Wenn im Radio ein Verbrechen gemeldet wird wird, dann wird auch immer wieder von "...der arbeitslose Täter..." gesprochen. Was aber hat "arbeitslos" mit der Straftat zu tun? Nichts! Welchen Sinn hat diese Begrifflichkeit, wenn sie nicht auf die Assoziationskette "arbeitslos = Straftäter" abzielt, mithin also ein neues Vorurteil schafft? Und wer profitiert denn von einem solchen Vorurteil? Ist das Vorurteil aber erstmal durch Manipulation erfolgreich installiert worden, dann widerspricht auch keiner mehr, wenn "Hartz-IV-Schmarotzern" mit der "Rasterfahndung" auf die Schliche gekommen werden soll! Was "Hartz-IV" und "Rasterfahndung" für die Betroffenen aber eigentlich bedeuten, darüber macht sich keiner mehr Gedanken! Das ist exakt die gleiche Vorgehensweise wie in den US-amerikanischen Medien, die bewusst diskriminierend immer was vom "schwarzen Gewaltverbrecher" faseln, auch wenn der Täter ein Weißer war.

    Um Dich rumzukriegen, benutzt man gern gefühlsbetonte Worte wie z.B. "Lebensqualität". Oder man argumentiert mit Scheintatsachen - sowas wie "70% der Kunden sind zufrieden". Hört sich doch ganz toll an. Aber wieviele Leute wurden befragt? Wie? Und von wem? Waren beispielsweise nur 10 Personen befragt worden: "Haben Sie im Laden das gefunden, was Sie gesucht haben?" Und sieben hätten genickt, so wäre die Aussage nicht gelogen - aber das Umfrageresultat wäre trotz statistischer Richtigkeit nicht repräsentativ. Und sind die Reden der oberen Zehntausend nicht ausgesprochen bildhaft? Wer bildhaft spricht, spricht eindringlicher. Manipulation durch Worte - das ist nichts weiter, als der Versuch, jemanden für dumm verkaufen zu wollen. Seltsamerweise klappt das aber immer wieder. Reichspropagandaminister Goebbels lässt grüßen! Und wohin so eine Manipulation führen kann, das haben wir ja gesehen...

    Es gibt zumindest beim gedruckten Wort ein einfaches Verfahren, um der Manipulation auf die Schliche zu kommen. Besorg´ Dir bspw. mal den Text einer Rede von einem dieser Prommi-Wirtschaftsfritzen oder von einem unserer Politiker. Als erstes streichst Du alle Füllworte. Dann alle unbewiesenen Behauptungen. Danach alle Unterstellungen und Anschuldigungen. Na, ist jetzt noch irgendwas an überprüfbaren Fakten, also an Tatsachen, übrig geblieben? Oder war das Ganze nur heiße Luft??? Falls ja, dann weisst Du jetzt, inwieweit Du dem Typen vertrauen kannst! Das ist eine ganz einfache Übung, welche jeder machen kann. Und die Resultate dieser ganz einfachen Übung sind immer wieder überraschend!

    Gleichfalls zum Bereich der Manipulation durch Worte sind viele Aussagen unserer ach-so-allwissenden Politclowns und Diätenmillionäre hinzu zu rechnen. Wenn eine an sich falsche Behauptung nur oft genug wiederholt wird, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, daß einem das irgendwann irgendwer auch als vermeintliche Wahrheit abnimmt. Nehmen wir mal als Beispiel die vielbeschworene "soziale Hängematte" und die angeblich beschäftigungsfeindlichen Lohnnebenkosten: Unabhängig vom Lohn sind die Lohnnebenkosten im Laufe der Jahre angestiegen. Dieser Anstieg korreliert aber mit der allgemeinen Preisentwicklung und wird sowohl von Arbeitgebern wie auch von Arbeitnehmern finanziert. Der - ganz erhebliche - Beitrag der Arbeitnehmer wird aber im allgemeinen nicht erwähnt, so daß der Eindruck entsteht, nur die Arbeitgeber müssten ohne Ende zahlen. Parallel dazu sind die Sozialleistungen immer weiter gekürzt worden - wen trifft das wohl stärker: Arbeitgeber oder Arbeitnehmer?

    Man kann das Thema "Lohnnebenkosten" aber auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt betrachten. In wessen Lohn ist denn der Arbeitgeberanteil von vornherein mit einkalkuliert worden? Würde Otto Normalverbraucher etwa genau diesen Arbeitgeberanteil mehr verdienen, wenn die Lohnnebenkosten wegfielen? Oder vielleicht doch nicht? Und wer bezahlt wohl eben dadurch auch indirekt den Arbeitgeberanteil noch mit? Oder kurz: Wer trägt die Gesamtkosten? Der Arbeitgeber oder vielleicht unter dem Strich doch nur der Arbeitnehmer allein? Formal ist unser Einkommenssteuersystem progressiv gestaltet. Es belastet die Steuerpflichtigen prozentual umso höher, je grösser deren Einkommen ist. Theoretisch jedenfalls. Die Realität jedoch sieht genau umgekehrt aus: Die Regierungen haben so viele Abzugsmöglichkeiten bei der Einkommenssteuer geschaffen, dass in Wirklichkeit die kleinen Einkommen, die der Lohnsteuer unterliegen und keine Abzüge geltend machen können, relativ am stärksten belastet werden. Falls Du das nicht glauben solltest, dann bringe mal in Erfahrung, wieviele Steuern Daimler Benz/ Daimler Chrysler in den vergangenen Jahren gezahlt hat. Und wieviel Du selbst zahlen musstest. Wetten, daß Dir beim Anblick der Zahlen die Galle hochkommt? Aber wird sowas von übergeordneter Stelle auch nur erwähnt? Nein - denn dann würde die Manipulation ja offensichtlich werden!

    Stattdessen erwarten unsere Volksver t reter (sorry - Tippfehler!) eine Lösung von forciertem Wirtschaftswachstum. Aber ist sowas beschäftigungswirksam? Die Gewinne der Unternehmen sind seit Beginn der achtziger Jahre z.T. kräftig gestiegen - weitaus stärker als die Löhne der Arbeitnehmer, die bloß der allgemeinen Preisentwicklung folgten. Was von den Gewinnen der Unternehmen nicht in Rationalisierungsmaßnahmen investiert wurde, das floß in Währungs- und Rohstoffspekulationen oder in Firmenaufkäufe, mit zuweilen zwar skandalösen Verlusten, aber i. d. R. mit kräftig gestiegenen Gewinnen der Aktionäre in den Steueroasen. Folglich können die üblichen Rezepte wie Kürzung von Sozialleistungen, Beitragserhöhungen, Arbeitszeitverlängerung, Streichung von Feiertagen (und Urlaub), Verkürzung von Ausbildungszeiten und Privatisierung von öffentlichem Eigentum gar nicht wirken. Sie verursachen bestenfalls einen kurzfristigen Strohfeuereffekt. Derartige Rezepte sind also strukturell falsch. Aber allein schon durch das Verschweigen bzw. Herunterspielen dieser Tatsachen werden wir manipuliert oder lassen wir uns manipulieren! (Ein Ausweg aus dem im Beispiel genannten Dilemma könnte übrigens in einer Finanzierung aus allgemeinen Steuern liegen - durch den Wegfall der Abzugsmöglichkeiten für obere Einkommensgruppen. Aber wer "von denen da oben" traut sich an die schon ran? Hat man da doch seine Seilschaften und seine Beraterverträge...)

    Am schlimmsten jedoch sind Bilder - die Bilder, mit denen wir tagein, tagaus überflutet werden - vorzugsweise seitens des Fernsehens. Bildhafte Manipulation beginnt bereits mit der Ausnutzung der psychologischen Wirkung von Farben. In Verbrauchermärkten findet man häufig Warmtonbeleuchtung über Lebensmitteln, damit auch der schlimmste Gen- oder Chemiefraß natürlich aussieht. Oder man verwendet Warnkennzeichnung (Gelb-Schwarz, wie bei Wespen) zwecks Erzeugung von Aufmerksamkeit für "Henkel"-Elektronik und in Technik-Abteilungen, denn damit lässt sich ohne viel Personal viel verdienen. Bilder wirken überzeugender als abstrakte oder schlecht vorstellbare Aussagen. Bilder gehören zu den wirkungsvollsten Beeinflussungsmitteln, denn sie bleiben - ganz im Gegensatz zu Worten - im Langzeitgedächtnis haften. Auch dann noch, wenn man die Worte längst vergessen hat. Mit dem passenden Bild lassen sich deshalb auch die unangenehmsten Einschnitte noch gut verkaufen und die Zustimmung ist langfristig gesichert. Adolf (Tschuldigung...) George W. Bush ist dafür ein gutes Beispiel. Übrigens und nur so am Rande - auch in Zeiten von Stammzellenforschung und von Cloning ist "W" (für Nicht-Anglistiker: double you) keine Aufforderung! Jedenfalls: Er (Bush) hielt mal eine Rede, in welcher er starke soziale Einschnitte ankündigte, während im Hintergrund lächelnde Personen ohne Krawatte zu sehen waren, was die Einheit des Präsidenten mit dem Volk demonstrieren sollte - Schema "Der ist einer von uns!".

    Wirklich einer von uns...? Oder Bush im Kampfanzug auf dem Flugzeugträger, womit er Gleichheit mit seinen Soldaten demonstrieren wollte. Aber während die in der Wüste ihr Leben riskierten, saß Bush im sicheren Washington... Auf diese Weise können Bilder das Gegenteil der Worte besagen - aber die Bilder bleiben im (Langzeit-) Gedächtnis und beeinflussen die Meinung! Ist sowas nun verlogen oder sollte man den Personen, die sich solcher Mittel bedienen, unbesehen vertrauen?

    Nachhaltig wirken vor allem die Bilder, die Emotionen auslösen. Da ist die Demo, bei der es Verletzte gab. Werden verletzte Demonstranten gezeigt, dann suggeriert das, daß die Polizisten angefangen haben. Werden verletzte Polizisten gezeigt, dann suggeriert das, daß die Demonstranten angefangen haben. Oder die Bilder von siegreichen Truppen irgendwo auf der Welt und wie sie als Befreier gefeiert werden. Welche Bilder von zerfetzten Körpern und von hingemetzelten Kindern sind deswegen ausgeblendet worden? Da ist der unbequeme Querdenker, den die Kamera von unten her aufnimmt. Er kann noch so recht haben - auf dem Bild wirkt er aufgrund der Kameraposition überheblich und das erzeugt instinktiv Abneigung beim Betrachter. Oder es ist genehm, daß jemand unvorteilhaft "rüberkommt". Dann filmt man ihn eben einfach von oben herab. Wie "neutral" sind Nachrichtenmeldungen eigentlich?

    Die Macht der Bilder ist - natürlich! - auch längst von der Werbung erkannt worden und findet reichliche Verwendung. Da wären erstmal Vexierbilder. Vexierbilder sind Bilder, bei denen mehrere Bedeutungen innerhalb eines Bildes kodiert sind. Objekte haben gemeinsame Konturen und erlauben so die Überlagerung von visueller Information. Die verschiedenen Bilder lassen sich nicht bewusst gleichzeitig wahrnehmen - bewusst sieht der Betrachter nur ein Bild. Das andere wird vom Unterbewusstsein erfasst. Der Betrachter kann diesen Vorgang nicht willentlich beeinflussen. Auf Cornflakes-Packungen findet man sowas öfter. Da sind scheinbar nur Cornflakes abgebildet. Zieht man aber die Konturen bestimmter Cornflakes auf der Packung mit dem Kugelschreiber nach, dann erscheint da plötzlich ein kopulierendes Pärchen. Früher jedenfalls. Inzwischen ist man da deutlich vorsichtiger geworden und beschränkt sich auf "nur" noch eine eher bereit zu nennende Dame und auf einen Muskelmann vom Conan-Typ in nächster Nachbarschaft. Achte mal auf sowas! Es ist nicht ganz einfach, den Beschiß (denn um was anderes handelt es sich bei der Manipulation meiner Meinung nach nicht) zu entdecken. Was soll dem Konsumenten damit wohl suggeriert werden? Der Konsument bist Du, sind wir alle. Und das Erfassen solcher Bilder kann nicht willentlich beeinflusst werden - die Manipulation geschieht für uns selbst unbewusst.

    Oder nehmen wir mal die sogenannte reostatische oder subliminale Werbung, auf die man im Fernsehen treffen kann. So richtig aufgefallen ist mir das mal in den USA, als ich mir eine Zeitlupenwiederholung ansah. Wegen der Trägheit des menschlichen Auges, schnellen Bewegungsabläufen zu folgen, ist die Bildwechselfrequenz auf 25 Hertz festgelegt. Dies bedeutet, daß das Bild 25 mal pro Sekunde wechselt. Damit entsteht der Eindruck einer Bewegung. Das Einzelbild wird nicht mehr bewusst wahrgenommen - unterbewusst hingegen schon. Wenn man da nun ein Einzelbild mit einer bestimmten Aussage zwischenmogelt, dann spricht das nur das Unterbewusstsein an und kann auf diese Weise bestimmte Bedürfnisse wecken. Und veranlasst Dich damit zu bestimmten Handlungen. Beispiel gefällig? Du siehst im TV einen Bericht über eine Wüste. Dazwischen geschnitten sind Einzelbilder von Eis oder Erfrischungsgetränken. Automatisch bekommst Du Durst oder Hunger auf das Eis. Du kannst nichts dagegen tun, Du wirst manipuliert. Hierzulande gilt diese Art der Werbung zwar als sittenwidrig, aber wer kontrolliert, ob sich alle daran halten? Und wie hoch wäre im Falle von reostatischer Werbung die Strafe im Vergleich zum zu erwartenden Gewinn? Es wurde und wird immer wieder bestritten, daß solche Werbemethoden zum Einsatz kommen. Angeblich, weil sie nicht wirksam genug sind. Nur - ganz unabhängig von den Dementis habe ich solche Methoden mit eigenen Augen gesehen...

    Wenn Politiker von "Reformen" reden, tatsächlich aber "Kürzungen" meinen und das dem "Stimmvieh" dann noch mit Rethorik wie z. B. dem "Abbau der sozialen Hängematte" schmackhaft machen wollen, dann ist auch das Manipulation. Lassen wir doch mal Zahlen sprechen. Das Statistische Bundesamt bezifferte unter www.destatis.de am 6.1.2002 das "Ausgabefähige Einkommen für Paare mit 2 und mehr Kindern" auf 3838 Euro pro Haushalt und Monat im früheren Bundesgebiet Deutschlands. Der "Private Verbrauch" dabei beträgt 2864 Euro. "Ausgabefähiges Einkommen" - das bedeutet nichts weiter als das, was man bar auf die Hand bekommt: also netto! Dem gegenüber wird mit Zahlen vom 5.3.2003 das "Durchschnittliche Bruttoverdienst im früheren Bundesgebiet im Bereich Handel und Versicherungsgewerbe" bei männlichen Angestellten mit 3231 Euro (also netto ca. 1971 Euro) und bei weiblichen Angestellten mit 2417 Euro (also netto ungefähr 1474 Euro) angegeben. Bleiben wir bei der Familie mit zwei Kindern: Der Familienvater arbeitet voll; die Frau halbtags, denn sie muß sich um die Kinder kümmern. Ein Kindergartenplatz ist Glückssache und ein Kindermädchen nicht nur schwer zu bekommen, sondern auch unbezahlbar. Macht netto (!) 1971 Euro + 1474 Euro / 2 = 2708 Euro/Monat. Gebraucht werden aber als offiziell verlautbarter "Privater Verbrauch" (s. o.) 2864 Euro/Monat. Häääh?!? Bleibt wohl nicht mehr soviel übrig, oder?

    Aber bleiben wir noch einen Moment bei dieser fiktiven, vierköpfigen Familie. Im "privaten Verbrauch" noch nicht berücksichtigt sind die Rücklagen. Wieviel davon werden denn gebraucht? Ich gehe jetzt mal ganz bewusst von niedrigst-möglichen Zahlen aus, welche sehr wahrscheinlich gar nicht mal reichen werden. Besagte Familie macht bspw. 2 Wochen Jahresurlaub - nicht, weil das so schön ist, sondern weil die Leute bei dem heutigen beruflichen Stress andernfalls abdrehen würden. Veranschlagen wir diesen Jahresurlaub mal ganz billig mit 2800 € (erwarten kann man dafür allerdings nichts... - gar nichts!). Nehmen wir mal an, die Familie verfügt nur über ein Auto (meist braucht man zwei, ich weiß) und die fahren das Ding total knauserig satte zehn Jahre lang. Untere Mittelklasse, weil ja Kinder da sind und man deswegen Platz braucht, also eine Anschaffung von rund 25000 €, das wären jährlich 2500 €. Gehen wir jetzt noch davon aus, daß die vielleicht ein kleines Eigenheim haben, in welchem so etwa alle zwanzig Jahre eine neue Heizungsanlage für 10000 € fällig ist, das wären also nochmal 500 € im Jahr. Zusammengerechnet ergeben diese Rücklagen "2800 € + 2500 € + 500 € = 5800 €/a" oder monatlich "5800 €/a / 12 Monate = 483 €". Es sind folglich monatlich minimal rund 500 € zu sparen, nur um den Lebensstandard vielleicht gerade mal so eben halten zu können - Altersversorgung, Wohnkosten, Schulkosten, Wasser, Strom etc. noch nicht einmal mitgerechnet! Die oben errechneten 2708 Euro/Monat abzüglich dieser notwendigen Mindestrücklage ergibt 2208 € monatlich. Damit schnellt die Differenz gegenüber dem offiziell verlautbarten "privaten Verbrauch" (s. o.) auf 656 €/Monat hoch. Wenn die o. a. offiziellen 2864 Euro aber für 4 Wochen gut sein sollen, dann reicht der verbleibende Betrag bestenfalls noch für 3 Wochen. Und dann entscheidet ein Wirtschaftskasperprofi, daß ein Arbeitsloser nach Hartz IV von 345 € monatlich leben soll - also von rund 10 € pro Tag. Davon kann er vielleicht überleben , aber keinesfalls leben. Wie lange wohl ein Herr Clement mit 345 € auskommen würde???

    Ist Dir auch schon mal aufgefallen, daß am Ende des Geldes immer noch soviel Monat da ist? Deswegen sind rund 70% der Deutschen verschuldet (oder richtiger: systematisch verschuldet worden!). Und von dieser Schuldendifferenz soll die Wirtschaft, vor allem der Arbeitsplätze schaffende Mittelstand, florieren... Tatsache ist vielmehr, daß die im Umlauf befindliche Geldmenge begrenzt ist. Wenn "Otto Normalverbraucher vom Fußvolk" davon aber immer weniger zu sehen bekommt, wo bleibt dann der Rest??? Wo fliesst denn das Geld aus unseren vielbeschworenen Exportüberschüssen wirklich hin? In welches Land, in welche Steueroase, in wessen Taschen? Politiker werden vermutlich niemals für Abhilfe sorgen - haben die doch ihre Seilschaften, Beraterverträge, Nebeneinkünfte, Vorstandsposten... Abhilfe bedeutet für die nämlich, sich ins eigene Knie zu schiessen. Damit ist quasi vorprogrammiert, daß die sozialen Unterschiede immer größer werden - solange, bis uns der ganze Mist kräftig auf die Füße fällt! Die Zeitschrift "BusinessWeek" meldete dazu im August 2003, daß ein Top Manager im Jahre 1982 das 42fache eines einfachen Arbeiters verdient hat.

    Im Jahre 2002 war es das 531fache... Wie war das doch gleich mit den zu hohen Löhnen??? In den Chefetagen genehmigt man sich demnach im Mittel jährlich (!!!) satte 31,6% Lohnerhöhung. Um von sowas abzulenken, wurde die Mär vom zu teuren Lohnstandort Deutschland erfunden. Aber nur mal so zum Vergleich: Bei mir selbst waren es in diesen 20 Jahren im Durchschnitt gerade mal 4,72% brutto jährlich (berufliche Verbesserungen mitgerechnet, wobei auf die letzten 15 Jahre jeweils nur 0,9% Erhöhung entfallen) - und damit stehe ich im Vergleich zu vielen anderen wahrscheinlich sogar noch ziemlich gut dar, trotz real gesunkener Kaufkraft. Ist die Story vom zu teuren Lohnstandort Deutschland also angewandte Manipulation oder nicht? Und wer soll hier von wem für dumm verkauft werden? Und vor allem - warum wohl???

    Das Statistische Bundesamt ist eine Behörde der deutschen Regierung. Man sollte in Regierungskreisen also die eigenen, veröffentlichten Zahlen kennen und folgerichtig handeln. Tut man das nicht und versucht stattdessen, die Bevölkerung zu manipulieren - ja, was ist das dann eigentlich? Unverblümte Verarschung? Oder Propaganda? Propaganda ist lt. Meyers Lexikon definiert als "der Versuch, mittels geeigneter Publikationsmittel und Werbemethoden die Meinung anderer zu beeinflussen". Geeignete Publikationsmittel - das ist nichts anderes als die Information. Die Information kann richtig oder falsch sein. Wenn sie richtig ist, dann ist sie oft einseitig oder/und unvollständig. Propaganda basiert auf manipulativen Informationstechniken. Sie hat eine Zielgruppe und Du und ich gehören dazu. Diese Zielgruppe wird grundsätzlich mit einem Trommelfeuer an nicht verifizierbaren Aussagen belegt. Diese Aussagen mischen geschickt Meinungen und Halbwahrheiten. Hintergrundinformationen werden verschwiegen. Und das alles muß sehr schnell auf die zu manipulierende Gruppe herunterprasseln, um reflektierende Langsamkeit (Nachdenken!) unbedingt zu vermeiden.

    Jegliche propagandistische Information ist einseitig im Sinne des Propagandisten und beinhaltet daher auch die gezielte Desinformation und die gezielt eingesetzte Ablenkung. Hat es der Propagandist erst einmal geschafft, die Meinung einiger Leute in seinem Sinne zu beeinflussen, dann entsteht im Rahmen der Gruppendynamik von selbst ein Gruppendruck, welcher die erzeugte Meinung weitergibt - die Propaganda wird zum "Selbstläufer". Was dem Propagandisten jetzt noch in die Quere kommen kann, ist die Meinung Andersdenkender. Also müssen die verunglimpft werden und wenn irgendwas nicht im Sinne der erzeugten Meinung funktioniert, dann sind diese Querdenker gleich auch noch die idealen Sündenböcke - weil sie eine Minderheit darstellen. Sowas lenkt effektiv von den wirklich Schuldigen ab. Goebbels hat vorexerziert, wie so etwas funktioniert. Haben wir daraus etwas gelernt? Otto Normalverbraucher anscheinend nicht. Die Meinungsmacher hingegen schon - sie haben Goebbels Verfahrensweise über die o. a. Steuerung des Konsumverhaltens und über die Kontrolle der Medien (öffentlich-rechtlich via Parteizugehörigkeit und privat via Werbeeinnahmen) perfektioniert.

    Und wie läuft die alltägliche Propaganda jetzt real ab? Nehmen wir als ganz konkretes Beispiel mal einen x-beliebigen Versicherungskonzern. Dessen Hierarchie ist erstmal - wie in nahezu jedem Unternehmen - pyramidenförmig aufgebaut: Oben die Spitzenverdiener, die Chefs und unten das Fußvolk, die Berater. Doch es gibt gravierende Unterschiede gegenüber den "normalen" Unternehmen. Der Konzern (zu welchem i. d. R. auch Banken und Geschäftsketten gehören) stellt sich als Dienstleister dar. Er analysiert die Wünsche und Bedürfnisse seiner (potentiellen) Kunden, um denen dann genau diese Wünsche erfüllen bzw. Bedürfnisse befriedigen zu können. Eine solche Analyse mag auch durchaus noch korrekt sein. Nur bedient sich ihre Präsentation bereits stark manipulativer Techniken. Erfolgt dadurch nicht eine Verlagerung der Wichtigkeit von Wünschen und Bedürfnissen? Falls ja, dann ist das Meinungsmache; dann ist das Propaganda.

    Der kleine Berater ganz unten hat aber gar keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, den Kunden mit eben dieser Propaganda zu gewinnen - auf welche Weise auch immer. Als er nämlich im Konzern anfing, da wurde ihm mit schöner, bunter Präsentation klargemacht, wie schnell er Karriere machen könnte, wenn er mitzieht. Er lebt auf Provisionsbasis von seinen Kunden, ein Teil des Geldes wird zum Bezirksleiter weitergereicht , ein anderer Teil fliesst noch weiter nach oben usw. Selbst der Oberboss ganz an der Spitze profitiert noch von jedem einzelnen Abschluss. Credo: Der kleine Berater ganz unten bezahlt seinen Chef - so etwas vermittelt ein Gefühl von Macht! Und weil dieses System vermeintlich so gut funktioniert, sind alle Mitarbeiter zusammen auch eine große, zufriedene Familie. Für diese Familie werden Betriebsfeste mit Ehrungen der "Besten" in riesigen "Kulturtempeln" unter Mitwirkung von Prominenten aus Showbiz, Politik, Wirtschaft und Sport organisiert.

    Man verfügt über eigene Ferienanlagen und vielleicht sogar über eigene Kreuzfahrtschiffe. Man ist "wer". So sorgt die Firma - "die Familie" - für ihre Mitarbeiter und als "Familie" bleibt man natürlich unter sich. OK, der Einzelne wird sich vielleicht etwas anpassen müssen. Anzug, Krawatte, immer das Neueste, nichts von der Stange, Oberklassewagen und so... Gut, das kostet Geld. Aber Banken gehören ja auch mit zum Konzern und einen Kredit bekommt man über diese Schiene doch ganz schnell und unbürokratisch; geschieht ja alles im Interesse der Firma, der großen Familie - und die wird schon für einen sorgen. Was nicht gesagt wird: Dadurch - und nur dadurch! - bindet der Konzern den Mitarbeiter dauerhaft an sich. Mitlaufen oder Untergehen; andere Möglichkeiten hat er nicht mehr. Er ist gezwungen, seinen Mund zu halten und möglicherweise auch gegen seine Überzeugungen zu handeln, denn er darf "die Familie" keinesfalls gegen sich aufbringen. In einem solchen Fall wäre er nämlich verloren.

    Um einen Mitarbeiter zu gewinnen, wird ihm von anderen Beschäftigten dargelegt, wie einfach das doch alles ist (nur sind diese anderen Beschäftigten natürlich bereits fest in der Hand des Konzerns). Nur ein paar Stunden Arbeit wöchentlich und er gewinnt einen festen Kundenstamm. Ab einem bestimmten Umfang des Kundenstammes kann er gut davon leben - ein Schneeballsystem. Aber Schneeballsysteme laufen sich tot, zumal dann, wenn es Konkurrenz gibt - und die gibt es. Reichlich! Folglich wird versucht, dem Interessenten gegenüber die Existenz des Schneeballsystems zu verschleiern, z. B. durch Ablenkung. Andernfalls könnte er ja auf falsche Gedanken kommen. Zum Verschleiern dient Propaganda: High-Tech-Präsentation, Filme, Bilder zufriedener Mitarbeiter, (manipulierte) Aussagen, Zahlen und (vermeintliche) Fakten in rasend schneller Folge, so schnell, daß niemand das alles zu erfassen vermag und immer nur in positivster, gruppendynamisch unterstützter Form. Alle vorgeblichen Fakten sind in einem ominösen "Jahresbericht" nachlesbar - nur: Der ist zufällig gerade nicht zur Hand... (Ja wo isser denn?). Die gesamte Präsentation ist so angelegt, daß mißverständliche Aussagen peinlichst vermieden werden, daß nur die positiv- wunschfördernden Aspekte, die manipulativen Aspekte zur Sprache kommen. Extra dafür hat man ein Heer von Psychologen und Experten eingespannt - welche natürlich auch zum Konzern gehören, wenngleich u. U. auch nur als besonders motivierte Kunden. Aber schließlich wäscht bekanntlich ja eine Hand die andere...

    Der Interessent ganz unten in der Hierarchie war früher zumeist selbst einmal Kunde. Er wird von seinem Berater geworben (weil der gar keine andere Möglichkeit hat, wenn er selbst überleben will). Dieser ehemalige Kunde und zukünftige Berater muß das Schnellballsystem erst einmal durchschauen, um dessen Schwächen erkennen zu können. Aber das wird ihm vermittels der propagandistischen Methoden sehr, sehr schwer gemacht. Fällt ihm dennoch auf, daß der Quotient aus Kunden- und Berateranzahl ja viel kleiner ist, als die zum Leben benötigte Kundenanzahl, dann wird er günstigstenfalls als "Miesepeter" hingestellt. Mitdenken könnte zu einer abweichenden Meinung führen, welche niemals akzeptiert wird. Mitdenken wäre ja Heterogenität und Heterogenität führt zur Ausgrenzung aus "der Familie". Verunglimpfung ("Sie haben ein Problem mit Autorität") ist die Folge, aber auch Drohung ("Heute sind wir schon riesengroß und bieten Ihnen großzügig die Chance des Einstiegs an - wir werden zukünftig noch mächtiger sein und dann haben Sie vielleicht das Nachsehen"). Mißverständliche Aussagen werden dann gezielt mißverstanden - nur so kann die Gruppe einen Querdenker unten halten. Jede von der Gruppenmeinung abweichende Ansicht wird paradoxerweise seitens der Gruppe (also seitens des Konzerns) als "Propaganda" diffamiert: Mobbing durch die Gruppe. Auch diese durch und durch intolerante Diffamierung abweichender Meinungen als Propaganda ist selbst Propaganda!

    Die Unmenschlichkeit eines solchen Systems ist für Außenstehende nicht leicht zu erkennen. Sicher - wenn statt von "Menschen" oder von "Mitarbeitern" oder von "Kunden" nur von "Einheiten" die Rede ist, dann liefert das erste Hinweise. Wenn die "Einheiten" mit Unmengen von Minimalinformationen "zugeschüttet" werden (bspw. Berge von E-Mails ohne hinreichende Erläuterungen), dann ist das ein weiterer Hinweis. Der Einzelne hat gar keine andere Möglichkeit, als diesen "Informationswust" unter Verwendung assoziativer, "geistiger Abkürzungen" zu verarbeiten. Das hält ihn von einer tiefergehenden Beschäftigung mit der wirklichen Sachlage ab, so daß er zwangsläufig nur oberflächlich und unvollständig informiert bleiben muß. Propagandisten wissen das und lieben daher solche "geistigen Abkürzungen". Aber es bedarf schon einer intensiveren Beschäftigung mit der jeweiligen Hierarchie und den von ihr eingesetzten, propagandistisch- manipulativen Methoden, um derartige "Menschenfallen" zu entdecken. Das im obigen Konzernbeispiel dargestellte, unmenschliche System scheint in der Wirtschaft immer weiter um sich zu greifen. Dabei ist es gar keine Erfindung der Wirtschaft. Die hat es nur bei einer großen und als sehr aggressiv vorgehend bekannten und berüchtigten Sekte abgekupfert. Ist so etwas nicht bezeichnend? Dieses System folgt der Doktrin: "Die grosse Masse der Bevölkerung neigt in der Tiefe des Herzens eher dazu, sich korrumpieren zu lassen als bewusst Böses zu tun...sie fällt leichter auf eine grosse Lüge herein als auf eine kleine, weil die Menschen selber in kleinen Dingen lügen, aber sich über zu grosse Lügen schämen würden." Diese Worte schrieb Adolf Hitler in seinem Buch "Mein Kampf". Ein Kommentar erübrigt sich daher wohl...

    Wahrscheinlich ist es aus psychologischer Sicht ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, sich selbst als tugendhaft, als "gut" zu sehen. Propaganda nutzt dieses Grundbedürfnis aus. Da sie sich auf manipulierte Informationen - welche nicht der Wahrheit entsprechen müssen - stützt, kann sie eine Zweiteilung, eine Schwarz-Weiß- oder Gut-Böse-Betrachtungsweise schaffen, einen beinahe hypnotischen Zustand, bei dem sich die große Masse im tugendhaften Lager des gekränkten Gutmenschen wähnt. Im 1. Weltkrieg grassierte das Märchen von deutschen Soldaten, welche belgischen Säuglingen die Hände abgehackt haben sollen. Einer Überprüfung hielt dieses Märchen zwar nicht stand, aber es machte Meinung, war Propaganda. Im 1. Golfkrieg adaptierten die Amerikaner es hinsichtlich der kuwaitischen Babys, welche angeblich von irakischen Soldaten aus ihren Brutkästen gerissen worden sind. Was ergibt die Überprüfung? Fehlanzeige - reine Propaganda. Eine Lüge wird umso glaubwürdiger, je größer sie ist. Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner sieht fern.....

    Wann immer irgend jemand irgendwo an der Spitze einer Hierarchie sitzt, dann braucht er eine gewisse "Masse" von Untergebenen, um seinen Platz zu sichern - denn ohne die Masse ist er gar nichts. Propaganda ist für ihn ein notwendiges Mittel, um die Masse zu gewinnen. Die Propaganda ist Mittel zum Zweck. Ihr liegt folglich immer eine gefilterte, mitunter auf subtile Weise verzerrte und damit manipulierte Information zugrunde. Nur dadurch ist auch die Masse im Sinne des Propagandisten (vielleicht sollte ich besser sagen: "der Propagandazecke") manipulierbar. Sowas hat aber immer auch den Beigeschmack von Intoleranz und totalitären Regimen, denn es versucht, das bewusste (Nach-) Denken auszuschalten... Orwell heute?

    Manipulation ist ein alltäglicher Vorgang, der uns alle betrifft. Man bemerkt ihn (manchmal), wenn man darauf achtet. Die Manipulation ist derart umfassend, daß die folgende Liste nur ganz exemplarisch einige wenige Fälle herauszugreifen vermag. Manipulation ist, wenn...

    ...auf einer Zahnpasta der vermeintlich die Zähne schützende Inhaltsstoff "Aminfluorid" angegeben ist. Sowas klingt doch so richtig schön wissenschaftlich! Nur: "Amin" kennzeichnet - chemisch betrachet - eine endständige Molekülgruppe. "Fluorid" ebenfalls. Ein nur aus Endgruppen bestehendes Molekül ist aber chemisch-physikalisch gar nicht möglich. Doch wer erinnert sich schon an seine in der Schule irgendwann mal erlernten Chemie-Grundkenntnisse? Keiner! Ergo kann dem Verbraucher ein vermeintlicher Schutz durch einen tatsächlich gar nicht existenten Stoff suggeriert werden - und der Kunde fällt auch noch darauf rein. Hans-Christian Anderson´s Märchen von "Des Kaisers neue Kleider" lässt schön grüßen!

    ...ein Hersteller von Milchprodukten seine alten, einfachen 500ml-Verpackungen durch neue, schön bunte und daher fortschrittlich wirkende 400ml-Verpackungen ersetzt, dabei aber den Preis beibehält. De facto ist das eine Preissteigerung von 20%. Die wird nur nicht publik gemacht, sondern durch eine augenfällige Verpackung überspielt. Wann hast Du zum letzten Mal 20% Lohnerhöhung auf einen Schlag bekommen?

    ...eine den Mittelstand stärkende "Lockerung des Kündigungsschutzes" propagiert wird. Wodurch wird diese Lockerung denn erreicht? Durch eine zweijährige Probezeit. In der Probezeit gibt´s keinen Kündigungsschutz. Und es muß auch kein Tariflohn gezahlt werden. Auch der Urlaubsanspruch lässt sich verringern. Und wenn zudem noch ein Arbeitsloser eingestellt wird, dann lassen sich dafür öffentliche Zuschüsse beantragen. Bedeutet: De facto wird der Kündigungsschutz abgeschafft. Gleichzeitig unterläuft man ganz legal das Tarifrecht, schwächt die Gewerkschaften und lässt sich dafür obendrein auch noch vom Staat mit Steuergeldern bezahlen. Die Zeche bezahlt der "abhängig beschäftigte" Otto Normalverbraucher! Zum eigenen Nachteil. Und zu wessen Gunsten wohl?

    ...ein bayrischer Milchproduktehersteller völlig am tatsächlichen Bedarf vorbei eine neue Fabrik in Sachsen aufmacht und dafür auch noch 70 Millionen Euro an Zuschüssen kassiert, weil er mit der Fabrik ja 158 neue Arbeitsplätze schafft. Da besagte Fabrik aber völlig am Bedarf vorbei gebaut worden ist, muß nun die ältere Fabrik mit 175 Arbeitsplätzen in Niedersachsen geschlossen werden, sorry... Macht ein Minus von 17 Arbeitsplätzen. Berücksichtigt man nun die 70 Millionen an Zuschüssen, dann hat besagter Unternehmer unter dem Strich für jeden vernichteten Arbeitsplatz gut 4 Millionen Euro kassiert und obendrein noch eine topmoderne Fabrik als Zugabe erhalten. Die Zuschüsse stammen aus Steuergeldern, mithin also von dem Geld, welches die arbeitende Bevölkerung aufbringt. Völlig legal wird daher Otto Normalverbraucher die Kohle aus der Tasche gezogen, um sie einem unternehmerischen Sozialschmarotzer in den Rachen zu schmeissen und das dann oben drein ob der neuen Fabrik auch noch als "sozial verantwortlich handelndes Unternehmen" hingestellt. Fazit: Otto Normalverbraucher zahlt für die Vernichtung seines eigenen Arbeitsplatzes.

    ...jeden Einzelnen betreffende, unangenehme Nachrichtenmeldungen (seien es Schulschließungen, Asbest-verseuchte Kindergärten, Seuchenausbrüche etc.) nur ein einziges Mal kurz morgens in irgendeiner regionalen Nachrichtensendung im Radio auftauchen. Von höherer Stelle aus ist man damit ja seiner Pflicht zur Information der Bevölkerung (des "Stimmviehs?") nachgekommen. Was wollt Ihr eigentlich mehr? Ist doch nicht das Problem der oberen Zehntausend, wenn um die Zeit da unten keiner zuhört!

    ...ewig gleiche Argumente über Jahrzehnte hinweg so lange wiederholt werden, bis man sie schließlich und völlig ungeachtet ihres sehr fraglichen Wahrheitsgehaltes glaubt. Das Lied "Arbeitslosigkeit" von Franz Josef Degenhardt nahm schon im Jahre 1972 alle die Argumente vorweg, die Unternehmer auch heute noch anführen - zu teurer Lohnstandort Deutschland, Arbeitnehmer müssten flexibel werden (am besten mit Sack und Pack und Campingwagen immer dorthin fahren, wo´s gerade Arbeit gibt) usw. Nur klaffte 1972 die soziale Schere längst noch nicht so weit auseinander wie heutzutage. Dennoch werden die alten Argumente gebetsmühlenartig immer wieder auf´s Neue aufgewärmt - merkt das denn keiner? Ja, verdammt noch mal, wenn der Lohnstandort Deutschland wirklich sooo schlecht ist, warum kaufen sich dann ausländische Investoren - sei es Dachziegelfabrik, Chiphersteller, Pharmaunternehmen oder was weiß ich - hier eigentlich ein? Etwa aus Gründen der Entwicklungshilfe? Warum rangiert denn Deutschland bei der Steigerung der Lohnstückkosten weltweit auf dem vorletzten Platz?

    ...vor einer Bundestagswahl (so wie im Jahre 2005) einig Friede-Freude-Eierkuchen herrscht, binnen drei Wochen nach der Wahl aber ein Großunternehmen um´s andere die Streichung tausender von Arbeitsplätzen verkündet. Ja wie jetzt? Hat sich das einer da am Wochenende Knall auf Fall ausgedacht? Eigentlich kaum vorstellbar. Oder war alles vielleicht schon vor der Wahl ausgearbeitet worden und man hat die Informationen darüber nur deswegen zurück gehalten, um die Wähler einer bestimmten Partei nicht zu verschrecken?

    ...Grundrechte unter dem Vorwand der "vorbeugenden Verbrechensbekämpfung" beschnitten werden. Die "vorbeugende Verbrechensbekämpfung" - das sind Schnüffel- und Abhörpraktiken, das sind Ausweise mit biometrischen Daten. Aber wen trifft man damit? Doch nur das eigene Volk! Und glauben unsere Politiker denn wirklich allen Ernstes, daß ein Terrorist einem anderen eine E-Mail mit dem Inhalt "...ich mache jetzt da und da einen Anschlag..." schreiben würde? Kryptographie und Steganographie sind doch im EDV-Zeitalter schon Allgemeinbesitz!

    Wenn Du Dir dessen bewusst wirst, daß man Dich manipuliert (oder anders ausgedrückt: daß man Dich für dumm verkauft), dann kannst Du damit der Manipulation zwar noch lange nicht entgehen - aber sie fällt Dir eher auf und ist damit weniger wirkungsvoll! Lass' Dir sowas nicht gefallen!

    Und falls Du Dir so etwas trotzden gefallen lässt, liegt es vermutlich daran, daß Du möglicherweise von Geburt an blöd bist. Oder aber, Dir ist Sicherheit wichtiger als Freiheit. Denn dann bist Du "zurecht ein Sklave" wie Aristoteles es so treffend bemerkt. Bedenke dabei aber, daß jedes System, besonders ein politisches, jene dringend braucht, die hirnlos jeder Anordnung nachlaufen. Anders würde so ein System nie funktionieren.

    P. S.: Bei der Auswertung meiner Log-Files fiel mir auf, daß gerade die Seiten "Manipulation" und "Erbprinzen" auffällig viele Hits von privaten Wirtschafts- und Bildungsakademien, also von den "Eliteschmieden der Nation" (in welchen die zukünftigen Chefs ausgebildet werden), zeigen. Wie geht man dort wohl mit den hier publizierten Fakten um?


    Die Manipulation der Massen

    von Rainer Mausfeld


    Die Herrscher der Welt bedienen sich zu Indoktrination,

    Unterdrückung und Stabilisierung ihrer Macht der Angst.

    Exklusivabdruck aus „Angst und Macht“


    Angst schwächt unser Urteilsvermögen und bringt uns dazu, Zustände hinzunehmen, gegen die
    wir uns normalerweise wehren würden. Insofern ist ein ängstlicher Mensch der ideale Staatsbürger.

    Kein Wunder, dass viele Mächtige in der Geschichte das Angstniveau der Bevölkerung nicht dem Zufall
    überließen. Neben Furcht vor Repressionen durch das System selbst, werden fleißig auch andere
    Angstgegner, etwa Ausländer, Terroristen oder „feindliche“ Nationen, aufgebaut.


    Der Text ist ein Auszug aus dem soeben im Westend Verlag erschienenen Buch „Angst und Macht.
    Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“ von Rainer Mausfeld.




    Macht und Angst gehören in der politisch-gesellschaftlichen Welt eng zusammen (1). Macht bedeutet das Vermögen, seine Interessen gegen andere durchsetzen zu können (2) und andere dem eigenen Willen zu unterwerfen. Macht hat also für den, der sie hat, viele Vorteile und für diejenigen, die ihr unterworfen sind, viele Nachteile. Macht löst bei den ihr Unterworfenen häufig Gefühle aus, von der Macht überwältigt und ihr gegenüber ohnmächtig zu sein. Macht erzeugt also Angst. Da Angst selbst wiederum Macht über die Geängstigten ausübt, haben diejenigen, die es verstehen, Angst zu erzeugen, eine sehr wirkungsvolle Methode, auf diese Weise ihre Macht zu stabilisieren und zu erweitern.

    Angsterzeugung ist ein Herrschaftsinstrument, und Techniken zum Erzeugen von gesellschaftlicher Angst gehören zum Handwerkszeug der Macht. Diese Einsicht ist so alt wie die Zivilisationsgeschichte. Der große griechische Historiker Polybios (um 200 bis 120 vor unserer Zeit) bemerkte, dass zur Machtausübung die Masse im Zaum gehalten werden müsse durch „diffuse Ängste und Schreckensbilder“ (3). Jedoch müssen auch die Herrschenden Angst haben, durch Aufstände und Revolutionen ihrer Untertanen ihre Macht zu verlieren.

    Der Philosoph der Aufklärung David Hume stellte 1741 lakonisch fest: „Nichts ist überraschender als die Leichtigkeit, mit der sich die Vielen von den Wenigen regieren lassen, … denn die GEWALT ist immer auf der Seite der Regierten.“ Dieses „Wunder“ bedürfe einer Erklärung — und Hume sah sie in einer geeigneten Manipulation der Meinungen. Für die Zwecke einer Machterhaltung ist freilich ein anderes Mittel, das sehr viel tiefere Wirkungen im psychischen Gefüge hat, unvergleichlich wirksamer: die Erzeugung von Angst.

    Bereits in der Antike wurde erkannt, dass diejenigen, die Macht ausüben wollen, nur die Möglichkeit haben, „Angst zu erzeugen oder Angst zu erleiden“ (4). Mit dem Bedürfnis nach Macht sind einige der dunkelsten Seiten des Menschen verbunden. Unermessliche Blutspuren der Geschichte legen Zeugnis davon ab, dass der menschliche Hunger nach Macht unersättlich ist. Zivilisatorischer Fortschritt bedeutet also vor allem, Wege zu finden, gesellschaftliche Schutzbalken gegen die Exzesse von Macht zu errichten und Macht so einzuhegen, dass nicht einfach der Stärkere über den Schwächeren herrschen kann.

    Gerade aus diesen Bemühungen um eine radikale zivilisatorische Einhegung von Macht erwuchs die Idee der Demokratie. Sie beruht auf dem Versuch, angemessene Konsequenzen aus den historischen Erfahrungen zu ziehen und auf der Basis eines egalitären Grundprinzips Herrschaft zu vergesellschaften. Drei Versprechen gehen mit der Demokratie einher:

    1. ein Versprechen auf politische Selbstbestimmung, die einem jeden einen angemessenen Anteil an allen politischen Entscheidungen garantiert,
        die das eigene gesellschaftliche Leben betreffen,

    2. ein Versprechen, auf der Basis egalitärer Prozeduren innere gesellschaftliche Konflikte und Konflikte zwischen Staaten auf friedlichem Wege zu lösen, und

    3. ein Versprechen, eine größtmögliche Freiheit von gesellschaftlicher Angst zu sichern und auf eine der wirkungsvollsten Machttechniken zu verzichten:
        der systematischen Erzeugung von Angst.

    In welchem Ausmaß demokratische Rhetorik und gesellschaftliche Realität auseinanderklaffen, lässt sich nicht zuletzt daran ermessen, inwieweit die Machtausübenden darauf verzichten, gesellschaftliche Ängste — sei es über physische Gewalt, strukturelle Gewalt odereine Manipulation der öffentlichen Meinung — systematisch zu schüren. Ein systematisches Erzeugen von gesellschaftlicher Angst entzieht der Demokratie die Grundlage, weil Angst eine angemessene gesellschaftliche Urteilsbildung blockiert und die Entschluss- und Handlungsbereitschaft lähmt. Freiheit von gesellschaftlicher Angst gehört unabdingbar zum Fundament von Demokratie.


     Autoritäre oder totalitäre

     Herrschaftsformen bedienen sich, im

     Unterschied zu demokratischen, offen

     einer systematischen Angsterzeugung und

     Einschüchterung der Bevölkerung.



    Sie erreichen dies beispielsweise mit einer totalitären Überwachung des privatgesellschaftlichen Lebens, mit einer öffentlich demonstrierten Anwendung von staatlicher Gewalt und Terror, mit einem wuchernden Gefängnis- und Strafsystem oder einer offen praktizierten Anwendung von Folter.

    Auch die immer wieder in einigen westlichen Demokratien praktizierten Methoden der Folter dienen entgegen der üblichen Rechtfertigungsrhetorik keineswegs der Wahrheitsermittlung, sondern vorrangig dem Erzeugen von Angst. Bereits die Möglichkeit von Folter ist grundsätzlich unvereinbar mit einem demokratischen Rechtsstaat, da ein grenzenloses Ausgeliefertsein einer Person an eine andere die höchste Steigerungsform des Totalitären darstellt.

    Angst für Zwecke einer Machtausübung kann auch auf strukturellem Wege systematisch erzeugt werden, insbesondere durch eine entsprechende Wirtschafts- und Rechtsordnung. Bei sogenannten kapitalistischen Demokratien müssen demokratische Rhetorik und kapitalistische Realität zwangsläufig auseinanderfallen. Denn Demokratie und Industrie- und Konzernkapitalismus sind aus grundsätzlichen Gründen nicht miteinander vereinbar.

    Der Kapitalismus verlangt eine Unterwerfung unter die Machtverhältnisse, in denen eine Minderheit von Besitzenden Macht über eine Mehrheit von Nichtbesitzenden ausübt, und schließt daher den Bereich der Wirtschaft sowie die Eigentumsordnung grundsätzlich von einer demokratischen Kontrolle aus. Die jeweils Machtausübenden wollen jedoch auf das Wort „Demokratie“ und die Vorteile einer geeignet gestalteten „Demokratie“ nicht verzichten, weil sie eine besonders wirksame und vergleichsweise kostengünstige Form der Revolutionsprophylaxe darstellt.

    Wenn „die Kosten von Repression zu hoch sind und die Versprechen von Zugeständnissen nicht glaubwürdig sind, können Eliten gezwungen sein, Demokratie zu schaffen“ (5). Mit der Entwicklung des Industriekapitalismus wurde es „wahrscheinlicher, dass die potenziellen Kosten der Repression höher sind als die der Demokratie; die Eliten ziehen es dann vor, den unzufriedenen Bürgern die Demokratie zu geben, anstatt Gewalt gegen sie anzuwenden“(6).


     Demokratie und Kapitalismus sind in ihrem

     Wesenskern miteinander unvereinbar, wie

     in der Literatur vielfach aufgezeigt wurde.



    Besonders Noam Chomsky hat — im Einklang mit John Dewey — immer wieder auf diese Unvereinbarkeit hingewiesen: „Der Begriff ,kapitalistische Demokratie‘ ist gleichsam ein Widerspruch in sich, wenn wir darunter ein System verstehen, in dem normale Leute ausreichende Mittel besitzen, an den Entscheidungen teilzunehmen, die ihr Leben und das Wohl ihrer Gemeinschaft betreffen. Wirkliche Demokratie kann nur durchgesetzt werden, wenn das gesamte, radikal antidemokratische System des Konzernkapitalismus vollständig abgeschafft ist.“ Das Spannungsverhältnis von Kapitalismus und Demokratie liegt also im Wesenskern des Kapitalismus begründet. Es überrascht daher nicht, dass der Kapitalismus unfähig ist, sich aus sich selbst heraus durch Wahlen eine demokratische Legitimation zu verschaffen (aus „Warum schweigen die Lämmer?“).

    Zudem hat eine Demokratie aus Sicht der Machtausübenden den Vorteil, dass sie Prozeduren anbietet, durch die gewalttätige Konflikte zwischen Elitengruppierungen mit unterschiedlichen Interessen vermieden werden können (7). Wie der HarvardÖkonom Dani Rodrik bemerkt: „Wenn die Elite gespalten ist, kann sich die Demokratie als ein System der Machtteilung herausbilden. — Wenn die Eliten die Nicht-Eliten nicht mehr in Schach halten können, können sie eine Wahl durch die Nicht-Eliten vorziehen, anstatt mit der Aussicht auf Instabilität und Revolten konfrontiert zu sein“ (8). Freilich muss die von den Machteliten dem Volk gewährte Demokratie so beschaffen sein, dass diese für sie selbst risikofrei ist, also den Status der Machteliten und insbesondere die Eigentumsordnung nicht gefährdet.

    Die Organisation einer „kapitalistischen Demokratie“ ist also auf die Entwicklung geeigneter Techniken von Propaganda, Meinungsmanagement und Demokratiemanagement angewiesen, durch die sich die unaufhebbaren Widersprüche zwischen Kapitalismus und Demokratie verdecken lassen. Eine kapitalistische Demokratie kann es ohne massive Beeinflussung der öffentlichen Meinung und ohne systematische Erzeugung von Angst nicht geben. Spätestens seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts gehen die Entwicklung kapitalistischer Demokratien und die Entwicklung immer wirksamerer Techniken der Meinungsmanipulation, Angsterzeugung und Erzeugung von politischer Apathie Hand in Hand. In seinem 1995 erschienenen Klassiker Taking the Risk out of Democracy stellte der bereits 1987 verstorbene Sozialpsychologe Alex Carey fest:


    „Das zwanzigste Jahrhundert war durch drei Entwicklungen

    von großer politischer Bedeutung gekennzeichnet: das Wachstum der

    Demokratie, das Wachstum der Unternehmensmacht und das

    Wachstum der Unternehmenspropaganda als Mittel zum Schutz der

    Unternehmensmacht vor der Demokratie“ (9).


    Um die kapitalistische Demokratie für die Zentren der Macht risikofrei zu gestalten, wurde Anfang des vergangenen Jahrhunderts in den USA mit hohem Aufwand und unter massiver Beteiligung der Sozialwissenschaften und der Psychologie ein breites Arsenal von Techniken der Meinungs und Affektmanipulation, der Kontrolle und Zersetzung emanzipatorischer Bewegungen sowie der Begrenzung von Dissens entwickelt (10). Dies ließ und lässt sich über die Entwicklung geeigneter struktureller Wege bewerkstelligen, insbesondere durch die Aushöhlung oder Aufhebung der Gewaltenteilung zugunsten der Exekutive, durch die Entwicklung ausgefeilter Methoden der Repression, die von der Bevölkerung kaum noch als Repression empfunden werden, sowie durch ein breites Spektrum geeigneter Psychotechniken der Machtsicherung (11).


     Angst führt zu einer massiven Verengung

     des Aufmerksamkeitsfeldes und des

     Denkens; eine kollektive Angsterzeugung

     lässt sich daher nutzen, um je nach Bedarf

     der Machtausübenden Vorgänge für die

     Öffentlichkeit unsichtbar zu machen. (12)



    Angst blockiert die Befähigung, aus den eigenen gesellschaftlichen Erfahrungen angemessene Schlussfolgerungen zu ziehen. Schließlich intensiviert Angst das Bedürfnis nach Spannungsreduktion. Politisch wiederum lässt sich dies sehr wirksam nutzen, um gesellschaftliche Veränderungsenergien auf „Ablenkziele“ zu richten oder um der Bevölkerung durch Konsumismus, Zerstreuung und Unterhaltung Angebote zur Spannungsreduktion zu machen und damit das Ausmaß ihrer Entpolitisierung zu steigern.


    Quellen und Anmerkungen:

    (1) Für allgemeine Aspekte der Beziehung von Politik und Angst siehe z.B. Robin (2004 a,b), Bourke (2006), Stearns (2012) oder Skoll (2010, 2016) sowie auch den BBC-Dokumentarfilm von Adam Curtis (2004). The Power of Nightmares: The Rise of the Politics of Fear.

    (2) „Dabei lassen sich verschiedene Aspekte unterscheiden: Macht kann bedeuten, sich in konkreten Entscheidungen durchzusetzen. Macht kann aber auch bedeuten, die politische Agenda zu bestimmen, also festzulegen, worüber überhaupt Entscheidungen zu treffen sind und welche Themen erst gar nicht zur Entscheidung zugelassen werden. Zudem kann Macht bedeuten, das Gewahrwerden von Interessen zu steuern, also das Bewusstsein zu verändern, eine Form der Macht, die der britische politische Philosoph und Soziologe Steven Lukes die effektivste und hinterhältigste Form der Macht“ („the most effective and insidious use of power“) nennt. Lukes (2005, S. 27).

    (3) Polybios, Historíai, 6, 55 — 57.

    (4) „habendus metus est aut faciundus“, Sallust, Historiae, 1. In: Wilhelm Schöne (2014). Sallust. Werke und Schriften (S. 347). Berlin: Tusculum.

    (5) Acemoglu & Robinson (2005, S. 293)

    (6) „ […] when the costs of repression are sufficiently high and promises of concessions are not credible, elites may be forced to create democracy.“ — „In a society in which income from capital becomes more important than income from land, it is more likely that the potential costs of repression exceed those of democracy and the elites prefer to give democracy to the dissatified citizens rather than use force against them.“ (Acemoglu & Robinson , 2005, S. 293)

    (7) Genau in dieser Funktion, die extrem unterschiedlichen Partikularinteressen verschiedener Elitengruppierungen in die Form einer gemeinsamen Herrschaft zu bringen und zugleich das Volk von einer politischen Partizipation auszuschließen, lagen, wie Karl Marx aufzeigte, die historischen Wurzeln für die Einführung der parlamentarischen Demokratie. „Die parlamentarische Republik war mehr als das neutrale Gebiet, worin die zwei Fraktionen der französischen Bourgeoisie, Legitimisten und Orleanisten, großes Grundeigentum und Industrie, gleich- berechtigt nebeneinander hausen konnten. Sie war die unumgängliche Bedingung ihrer gemeinsamen Herrschaft, die einzige Staatsform, worin ihr allgemeines Klasseninteresse sich zugleich die Ansprüche ihrer besonderen Fraktionen wie alle übrigen Klassen der Gesellschaft unterwarf.“ (Marx, 1852, Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte). Siehe hierzu auch den Aufsatz von Rosa Luxemburg „Sozialdemokratie und Parlamentarismus“ von 1904.

    (8) „When the elites are divided and have a hard time coordinating, democracy can emerge as a system of power sharing. The second has to do with struggles between nonelites and the elite. When the elites can no longer keep nonelites in check, they may prefer to give the nonelites the vote instead of facing the prospect of political instability and mass revolt.“ (Rodrik, 2017, S. 98)

    (9) Carey (1997, S. 18)

    (10) Das geradezu explosionsartige Wachstum von Sozialwissenschaften und Psychologie seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts verdankt sich den seit dieser Zeit exponentiell wachsenden finanziellen staatlichen und wirtschaftlichen Mitteln, mit denen diese Bereiche als Sozialtechnologien gefördert werden. Die wachsende Bedeutung von Sozialtechniken im Dienste politischer und wirtschaftlicher Interessen resultierte aus der Einsicht der Machteliten , dass Kontrolltechniken der sogenannten Soft Power nachhaltiger wirken und sehr viel kostengünstiger sind als offene Repression (s. z. B. Fones-Wolf, 1994, Carey, 1995; Moloney, 2006; Soules, 2015).

    (11) Die Bezeichnung „Psychotechnik“ geht auf den einflussreichen Psychologen Hugo Münsterberg (1863 — 1916) zurück, der als Erster das Programm einer „Psychotechnik“ formulierte, mit dem er darauf zielte, die Psychologie ganz in den Dienst der Wirtschaft zu stellen. Die Psychologie solle nur Mittel zum Zweck im Dienste der herrschenden Ordnung sein und „vollkommen von der Vorstellungder wirtschaftlichen Ziele beherrscht“ sein; „welches Ziel das bessere ist, ob beispielsweise die Heranziehung tüchtiger und arbeitsfreudiger Arbeitskräfte oder die Gewinnung billiger Arbeiter, geht den wirtschaftstechnischen Psychologen nichts an.“ Der Psychologe „weiß nur, wie das Ziel erreicht werden kann; er hat kein Recht, darüber zu urteilen, welchen Wert das Ziel besitzt.“ (Münsterberg, 1912, S.18f., 40)

    (12) Gerade in kapitalistischen Demokratien gehört das Unsichtbarmachen der Operationsweisen von Macht vor der Öffentlichkeit zu den wichtigsten Herrschaftstechniken. Der einflussreiche US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Huntington bemerkte, dass wirksame Macht unbemerkte Macht sei und sichtbare Macht an Wirkung verliere. „[…] effective power is unnoticed power; power observed is power devalued. […] The architects of power in the United States must create a force that can be felt but not seen. Power remains strong when it remains in the dark; exposed to the sunlight it begins to evaporate.“ Huntington (1981, S. 75) Das lässt auch die unerbittlich aggressiven Reaktionen der Zentren der Macht auf Whistleblower verstehen.

      Rubikon, Titel: Manipulation der Massen

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    Rainer Mausfeld, Jahrgang 1949, studierte Psychologie, Mathematik und Philosophie in Bonn.
    Er ist Professor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung inne.

    Zuletzt erschienen von ihm:

      Westend, Titel: „Warum schweigen die Lämmer?"

      Westend, Titel: „Angst und Macht“



    10 Strategien zur Manipulation der Gesellschaft

    nach Noam Chomsky










    01. Lenke die Aufmerksamkeit um 

    Lenke die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf unwesentliche Ereignisse. So wird sie von wichtigen Informationen über tatsächliche Änderungen durch politische und wirtschafliche Führungsorgane abgelenkt.

    Die öffentliche Meinung kehrt den wirklichen gesellschaftlichen Problemen den Rücken zu, berieselt und abgelenkt durch Unwichtiges. 

    Schaffe es, dass die Gesellschaft beschäftigt ist. Beschäftige sie und beschäftige sie so, damit sie keine Zeit hat, über etwas nachzudenken.

    02. Erzeuge Probleme und liefere die Lösung

    Auch "Problem-Reaktion-Lösungs-Methode" genannt. Es wird ein Problem bzw. eine Situation geschaffen, um eine Reaktion bei den Empfängern auszulösen, welche danach eine präventive Vorgehensweise erwarten.

    Verbreite Gewalt oder zettle blutige Angriffe an, damit die Gesellschaft eine Verschärfung der Rechtsnormen und Gesetze auf Kosten der eigenen Freiheit akzeptiert. 

    Oder kreiere eine Wirtschaftskrise, um eine radikale Beschneidung der Grundrechte und die Demontierung der Sozialdienstleistungen zu rechtfertigen.

    03. Stufe Änderungen ab

    Verschiebe die Grenzen von Änderungen stufenweise, Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Auf diese Weise setzte man in den 1980er und 1990er Jahren die neuen radikalen sozio­ökonomischen Voraussetzungen durch (Neoliberalismus): Ein Minimum an Zeugnissen, Privatisierung, Unsicherheit, und was der  nächste Tag bringt, ist Elastizität, Massenarbeitslosigkeit, Einfluss auf die Höhe der Einkünfte, das Fehlen von Garantie auf gerechte Lohnarbeit.

    04. Schiebe Änderungen auf

    Soll die Gesellschaft eine ungewollte Änderung akzeptieren, ist diese als "schmerzhaftes Muss" zu präsentieren, damit die Menschen erlauben, sie in Zukunft einzuführen. Es ist einfacher, künftige Opfer zu akzeptieren, als sich ihnen sofort auszusetzen. Zudem hat die Gesellschaft die naive Tendenz, negative Veränderungen mit einem "alles wird gut" zu umschreiben. Diese Strategie gibt den Bürgern mehr Zeit, sich einer Änderung bewusst zu werden und die Akzeptanz in eine Art der Resignation umzuwandeln.

    05. Sprich zur Masse wie zu Kindern

    Die Mehrheit der Inhalte, die an die Öffentlichkeit gerichtet werden, sind manipuliert durch Argumente oder durch einen zugeneigten Ton, den man normalerweise in einer Unterhaltung mit Kindern verwendet. Je mehr man seinem Gesprächspartner das Bild vor den Augen vernebeln will, umso lieber greift man auf diese Technik zurück. Warum? Wenn du zu einer Person sprichst, als ob sie zwölf Jahre alt wäre, dann weil du ihr genau das einreden möchtest. Sie reagiert in der Regel kritiklos oder antwortet, als ob sie tatsächlich 12 Jahre alt wäre.

    06. Konzentriere dich auf Emotionen statt Reflexionen

    Der Missbrauch des emotionalen Aspektes ist eine klassische Technik, um eine rationale Analyse und den gesunden Menschenverstand eines Individuums zu  umgehen. Darüber hinaus öffnet eine emotionale Rede Tür und Tor um Ideologien, Bedürfnisse, Ängste und Unruhen, Impulse und bestimmte Verhaltensweisen  im Unterbewusstsein hervorzurufen.

    07. Halte die Ignoranz der Gesellschaft aufrecht

    Die Masse soll nicht fähig sein, Methoden und Kontrolltechniken zu erkennen. Bildung, die der gesellschaftlichen Unterschicht angeboten wird, soll so  einfach wie möglich sein, damit das akademische Wissen für diese nicht begreifbar ist.

    08. Entfache in der Bevölkerung den Gedanken, sie sei durchschnittlich

    Erreiche, dass die Bürger zu glauben beginnen, es sei normal und zeitgemäß, dumm, vulgär und ungebildet zu sein.

    09. 9. Wandle Widerstand in schlechtes Gewissen um

    Die Menschheit soll denken, sie sei wegen zu wenig Intelligenz, Kompetenz oder Bemühungen die einzig Schuldige ihres Nicht-Erfolges. Das "System" wirkt also einer Rebellion der Bevölkerung entgegen, indem dem Bürger eingeredet wird, dass er an allem Übel schuld sei und mindert damit dessen Selbstwertgefühl. Dies führt zur Depression und Blockade weiteren Handelns. Ohne Handeln gibt es nämlich keine Revolution!

    10. Lerne Menschen besser kennen, als sie selbst es tun

    In den letzten 50 Jahren entstand durch den wissenschaftlichen Fortschritt eine Kluft zwischen dem Wissen, das der breiten Masse zur Verfügung steht und jenem, das für die Elite reserviert ist. Dank der Biologie, Neurobiologie und der angewandten Psychologie erreichte das "System" das Wissen über die menschliche Realität im physischen als auch psychischen Bereich. Gegenwärtig kennt das "System" den einzelnen Bürger besser als dieser sich selbst und verfügt somit über eine größere Kontrolle des Einzelnen.


      steemit, Titel: 10 Strategien zur Manipulation der Gesellschaft

      BSD, Titel: Medienmanipulation erklärt von Sylvain Timsit und Noam Chomsky



     
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