Evolution

Zunächst die Definition: Evolution ist die Entwicklungsgeschichte der Natur (Naturgeschichte) und der Kultur (Kulturgeschichte). Die Entwicklung dieser Systeme besteht in Zunahme der Komplexität und in einer Vermehrung der Hierarchieebenen. Dabei treten die Systemelemente einer Enwicklungsstufe dergestalt miteinander in Wechselwirkung, daß sich eine weitere Entwicklungsstufe mit neuen Systemelementen und mit neuen Eigenschaften ergibt.

Über Evolution im ökologischen, im Darwin´schen Sinne (das sogenannte "Recht des Stärkeren" und die "Eroberung ökologischer Nischen") habe ich mich ja schon in einem anderen Artikel ausgelassen. Darum geht es hier auch nicht. Hier geht es vielmehr um die kulturelle, um die soziale und um die ökonomische Evolution - oder, einfacher ausgedrückt: um das Miteinander in unserer Gesellschaft schlechthin, woraus sich unschwer die Fragen nach dem "Wohin steuert unsere Gesellschaft?" und "Wie gehen wir miteinander um?" sowie "Welche Auswirkungen hat das auf Otto Normalverbraucher?" ableiten lassen. Und genau da sind mir in den letzten Jahren deutliche Polarisierungstendenzen aufgefallen. Ich kann mich noch (schwach) an eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs zurückerinnern; ich war damals noch ein Kind. Es schien ein grenzenloses Wachstum möglich zu sein - die Wirtschaft boomte, Arbeitsplätze gab es reichlich und Arbeitskräfte waren rar: Aufbruchsstimmung!

Arbeitskräfte wurden umworben und geködert, ihre Fehler als "eben typisch menschliche Eigenschaften" toleriert sowie akzeptiert und Leistung bzw. Können - auch Weiterbildung - fand ihren Niederschlag in Anerkennung; Anerkennung von sowohl finanzieller wie auch sozialer und materieller Natur (wobei diese drei Bereiche ohnehin nicht zu trennen sind). Firmen standen für ihre Arbeitnehmer ein und die Arbeitnehmer erwiesen sich "ihren" Unternehmen gegenüber als loyal. Der Begriff "Unternehmenskultur" ist in diesem Zusammenhang sehr interessant, denn er kommt nicht von ungefähr und entstand zu dieser Zeit - ebenso wie das Qualitätssiegel "Made in Germany". Das aber nur am Rande. Im besagten Zeitraum funktionierte die sozial-kulturell-ökonomische Evolution nach den Rückkoppelungsprinzipien von Lovelock und Margulis. "Synergie" - das Zusammenwirken im Sinne von "sich gegenseitig fördern" - ist zwar der Fachausdruck dafür, wurde damals als Begriff noch nicht benutzt, sondern vielmehr als Selbstverständlichkeit betrachtet.

Alles funktionierte nur durch das "Miteinander" - was allerdings auch voraussetzte, daß Unternehmer ihre Mitarbeiter als "Menschen" und nicht als "Rohstoffe" betrachteten. Es bildete sich ein "wohlhabendes" oder "besser gestelltes" Bürgertum, aus welchem heraus das Erbprinzenprinzip vielleicht nicht gerade entstanden, aber doch ganz erheblich gefördert worden ist. Den "Erbprinzen" allerdings fehlte es im allgemeinen an eigenen, praktischen Erfahrungen (so etwas hatten sie herkunftsbedingt ja auch nicht nötig) - gerade auch im sozialen Miteinander aller Bevölkerungsschichten, so daß daraus "Umgangsdefizite" resultierten.

Inzwischen ist eine Generation vergangen. Die "Erbprinzen" sind in die ihnen zugedachten Führungspositionen hineingewachsen und verhalten sich - wie Kenneth Eisold, der Präsident der "International Society for the Psychoanalytic Study of Organizations", einmal sagte - gemäß dem Motto: "...als Einzelpersonen analysiert, könnten sie leicht als Soziopathen eingestuft werden ... innerhalb einer Gruppe, die sie nie infrage stellt, wird ihr unethisches Verhalten jedoch zur Norm, und sie haben keinen inneren Konflikt." Damit hat sich eine Evolution vollzogen, denn es ist eine neue Entwicklungsstufe mit neuen Systemelementen und mit neuen Eigenschaften erreicht worden. Wie sieht diese neue Entwicklungsstufe bzw. wie sieht es heute aus? Da ist zum einen eine "Führungsschicht elitärer Herkunft", welche nur ein "Gegeneinander" und kein "Miteinander" kennt. Zur Abgrenzung: Nicht zu dieser Gruppe zählen die "armen Schweine", die das Risiko eingehen, sich selbstständig zu machen und dabei alles zu verlieren.

Dann ist da zum anderen der Ausspruch des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz, der da sagte (Zitat 1983): "Die Vertreter der Industrien, die unseren Globus beherrschen, scheinen bei all ihrer Intelligenz fest an die Wirklichkeit ihrer subjektiven Werte zu glauben. Sie scheinen blind für zwei unbezweifelbare Tatsachen, die jedes Schulkind begreifen kann: erstens, daß ein unbegrenztes Wachstum im endlichen Raum auf die Dauer nicht möglich ist, und zweitens, daß kein Haushalt mehr ausgeben kann, als er einnimmt." Beides - das "Gegeneinander" und der "Wachstumsglaube" - bilden eine höchst brisante Mischung, welche dazu führt, daß die Schere zwischen arm und reich auch und gerade in den sogenannten "wohlhabenden" Nationen immer schneller und immer weiter auseinanderklafft. Als "arm" definiere ich dabei jemanden, der sich die Waren, die er selbst erzeugt, nicht mehr zu leisten vermag - eine Definition, welche im Übrigen auch für Entwicklungsländer gilt. Einfache, arme Menschen im Sinne von "nicht wohlhabend" (die es ja letztlich sind, welche den Wohlhabenderen zu ihrem Reichtum verholfen haben) werden von eben diesen Wohlhabenderen als "Human Ressources (menschliche Rohstoffe)" diffamiert - und in Folge wie ein Stück Erz oder Kohle behandelt: benutzt und verbraucht nach Gutdünken.

Wer Menschen als "menschliche Rohstoffe" sieht, der sieht nicht mehr das Individuum, der vergisst, daß er es mit Menschen zu tun hat! Der trennt sich von Rohstoffen wie von (s)einem Aktienpaket und kauft sie auch genauso ein! Dies betrifft dann auch den Menschen, den Arbeitnehmer! So etwas geht aber nur, wenn die "Ware Mensch" mehr oder weniger "normiert" ist. Normiert bedeutet: Der kreative Querdenker ist im Unternehmen ganz im Gegensatz zu früher nicht mehr gefragt. Ebensowenig wie derjenige, der in höchstem Maße qualifiziert ist bzw. der besondere Fähigkeiten oder Erfahrungen mitbringt. Personen, welche sich stark engagieren, werden mißtrauisch beäugt und im günstigsten Falle als "nützliche Idioten" betrachtet - aber höchstens zeitweise!

Alles, was auch nur den entfernten Anschein erweckt, anders zu sein, stört. Es liegt außerhalb der Norm und kann von den - menschlichen Umgang nicht gewohnten - "oberen Zehntausend" auch nicht eingeschätzt werden. Wer zuviel Engagement, Wissen oder schlicht "Anderssein" zeigt, der macht demjenigen, der ihn nicht einzuschätzen vermag (also dem weisungsbefugten "Erbprinzen" weiter oben in der Hierarchie) Angst. Der ist ihm unheimlich. Von derartigen Typen sollte man sich schleunigst trennen, die zertrümmern einem doch glatt das Bild von der heilen Welt und stellen folglich eine Bedrohung dar! Die Folgen sind klar: Leute, welche "irgendwie anders" sind, werden gar nicht erst eingestellt (dies betrifft - natürlich! - auch chronisch Kranke).

Da Defizite im sozialen Umgang vorliegen, wird - um das "Anderssein" beurteilen zu können - auf Pseudo-Meßverfahren ausgewichen: Die präsentieren ein Resultat wenigstens in leicht erfassbaren Zahlen und man braucht sich nicht mit sowas wie "Mitmenschen" herumzuärgern! Ein solches Pseudo-Meßverfahren ist beispielsweise der allseits beliebte und bei Neueinstellungen mitunter angewandte EQ-Test (EQ = Emotional Quotient). Der EQ soll Aussagen darüber treffen können, wie gut jemand mit seinen Mitmenschen zurechtkommt - wie gut er sich in ein Team, in eine Firmengemeinschaft einzufügen vermag. Im Klartext: Wie gut er schon normiert worden und wie einfach er daher zu führen ist! Denn jeder, der sich einmal intensiver mit EQ-Tests beschäftigt hat, wird schnell feststellen müssen, daß solche Tests bestenfalls Aussagen über die Fähigkeit zum "Mitläufertum" ermöglichen - und wer das einmal erkannt hat, der kann solche Tests auch spielend leicht manipulieren! Menschen können schlau sein. Dinge - Ressourcen - hingegen nicht.

Führungspersönlichkeiten gehen - da sie Mitarbeiter als "Ware" betrachten - im allgemeinen davon aus, daß "Otto Normalverbraucher" schlichtweg zu dämlich ist, um den Hintergrund solcher Tests zu erkennen oder um sie zu manipulieren. Als "abhängig Beschäftigter" kann man sich eine solche Unterschätzung aber durchaus zunutze machen. Zusammengefasst lässt sich festhalten: Die Normierung beginnt bereits bei der Einstellung. Dort kommt es nicht auf (Fach-) Wissen, Erfahrung oder auf Fähigkeiten an, sondern einzig und allein darauf, "führbar" (also leicht manipulierbar!) zu sein bzw. so etwas glaubhaft vortäuschen zu können. Die Unternehmen bringen sich auf diese Weise selbst um die fähigsten Mitarbeiter. Wer etwas kann, der ist nämlich i. d. R. nicht leicht führbar - der braucht gewisse Freiräume, um sich (zum Wohle des Unternehmens) zu verwirklichen, um seine Fähigkeiten entfalten zu können. Gerade hohe Begabung stellt Authorität infrage und nur so ist Kreativität überhaupt möglich! Ist es blanker Zynismus oder Orwellsches "Doppelsprech", wenn Unternehmer lamentieren, wie schwer es ist, fähige Mitarbeiter zu bekommen - nachdem sie selbst eben die abgewiesen haben?

Soviel zur "Normierung" bei der Einstellung. Doch wie sieht es betriebsintern aus? Auch nicht viel besser - Normierung erfolgt mit Mobbing, psychischer Gewalt etc., solange bis das Opfer entweder angepasst oder aber kaputt (krank) ist und von selbst geht. Gerade der letztgenannte Fall wird von der Führungsetage gerne gesehen: erspart er doch die Zahlung einer eventuell bei Kündigung fällig werdenden Abfindung! Selbst das Arbeitsamt profitiert ungemein davon: Ein Arbeitnehmer, der selbst gekündigt hat, bekommt erstmal kein Geld - ganz egal, wie lange er zuvor seine (Versicherungs!) Beiträge eingezahlt hat, um jetzt seine ihm zustehenden (Versicherungs!) Leistungen beanspruchen zu können. Wer die Berichterstattung in den Medien aufmerksam verfolgt hat, der wird auch mitbekommen haben, daß das Arbeitsamt dazu angehalten worden ist, unlautere Mittel einzusetzen, um Beiträge gar nicht erst auszahlen zu müssen: durch Einladungen zu unhaltbaren Terminen (wobei die Einladungen erst rausgehen, nachdem der Termin bereits verstrichen ist) und ähnliches. Wer mauschelt da eigentlich mit wem? Und zu wessen Schaden?

Doch zurück zur Normierung im Betrieb. Da gab es früher ein nicht normiertes "Miteinander", wodurch sich (starke!) Gruppen von Arbeitnehmern bildeten. Gruppen sind Mehrheiten und Mehrheiten können Minderheiten - wie sie Geschäftsführungen nunmal darstellen - das Leben gehörig schwermachen. Die Individuen zu normieren, zu formatieren, ist eine effiziente Möglichkeit, sie zu kontrollieren. Ergo ist es aus Sicht der Geschäftsleitungen nur sinnvoll, wenn bei den Mitarbeitern jeder sich selbst der Nächste ist, wenn jeder in permanenter Konkurrenz gegen jeden anarbeitet. Dann bilden sich nämlich gar nicht erst die gefährlichen Gruppen und mit dem einzelnen Mitarbeiter lässt es sich ja auch viel leichter fertig werden - vor allem dann, wenn man am längeren Hebel sitzt! Geschäftsleute pflegen das so auszudrücken: "Konkurrenz belebt das Geschäft!" - auch und gerade, was das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander betrifft. Wer sich nicht im Betrieb behaupten kann (weil er bspw. Klartext redet und sich nicht einschleimt), der hat die schlechteren Karten, der wird zum Störenfried, ist schnell draussen und sichert dadurch obendrein noch die Arbeitsplätze seiner Kollegen - was die auch ganz genau wissen...

Um eine solche "Geschäftsbelebung" zu erreichen, kann die Führungskraft (völlig gefahrlos!) auf ein ganzes Arsenal von Maßnahmen zurückgreifen: Gerüchte werden mit Ziel, jemanden zu diffamieren, in Umlauf gebracht. Arbeitsmittel werden verweigert, um die Inkompetenz des/der Betroffenen zu demonstrieren. Unlösbare Aufgaben werden gestellt, um Fehler zu provozieren oder um Unfähigkeit zu demonstrieren. Überschütten des/der Betroffenen mit Arbeit zwecks Destabilisierung. Verweigern von Aufgaben, um jemanden spüren zu lassen, wie überflüssig er ist. Herabsetzen bei Beurteilungen, was negative Auswirkungen auf Jobsicherheit und Bezahlung hat. Diffamierende Anspielungen auf Verhalten, Privatbereich oder Kleidung, um einen schlechten Ruf zu erzeugen. Offene Bespitzelung (auch während der Freizeit!) zwecks Verunsicherung. Schüren von Rivalitäten, um das Opfer zu isolieren. Verschweigen notwendiger Informationen, um Aufgaben unlösbar zu machen bzw. um Fehler zu provozieren. Räumliche Isolierung des Opfers, um seine Kommunikation einzuschränken. Aufhetzen von Kollegen gegen das isolierte Opfer.

Dem/der Betreffenden unnütze, absurde und überflüssige Aufgaben geben, um ihn/sie zu demotivieren. Festhalten an einem Fehler aus längst vergangener Zeit (Schema: "...steter Tropfen höhlt den Stein..."). Die Existenz des Opfers dadurch leugnen, daß nicht mehr direkt mit ihm kommuniziert wird. Das Opfer von Besprechungen, Weiterbildungen etc. ausschliessen, um ihm seine Überflüssigkeit zu zeigen. Bewusstes Mißverstehen und Verdrehen von Äusserungen des Opfers, um es an seinem Verstand zweifeln zu lassen. Leistungen des Opfers als Eigenleistung deklarieren, um Ohnmacht, Wut und Fehlverhalten zu provozieren. Leugnen jeglicher Konflikte, um das Opfer als psychisch gestört darzustellen. Stresserhöhung, um das Opfer im Zustand permanenter Gehetztheit zu halten ("...mal sehen, was passiert..."). Diskriminierendes Verhalten, um das Opfer zu verunsichern. Das ist jetzt nur eine sehr kleine, sehr unvollständige Liste der alltäglichen Schikanen im Berufsleben.

Es handelt sich dabei um eine Gewalt der kleinen Treffer, bei der aus der Sicht des Aggressors alles erlaubt ist, solange es nicht grob gegen das Gesetz verstößt - und selbst im letztgenannten Fall sind die Grenzen sehr dehnbar, denn was nicht zu beweisen ist, das ist auch kein Verstoß. Daraus resultiert dann auch schon mal die Anwendung von physischer Gewalt: da wird das Auto des Opfers auf dem Firmenparkplatz von unbekannter Seite beschädigt oder aber es kommt zu einem sogenannten "Arbeitsunfall". Solche Maßnahmen richten sich niemals gegen die gesamte Belegschaft oder gegen einen Teil davon, sondern vielmehr immer gegen die einzelne Person selbst, die man angreifen will - die Arbeit dient dabei nur als Vorwand. Es beginnt mit der Ablehnung eines wie auch immer gearteten Unterschiedes, welcher vom Aggressor als "Bedrohung" aufgefasst wird. Damit die Gruppe homogen wird, walzt man jeden platt, der nicht geeicht ist - Unterschiede darf (!) es nicht geben. Spielt das Opfer dabei nicht mit, dann kommt es zum Versuch der Unterwerfung - nur allzuoft durch eine Pathologie der Einsamkeit, welche sich gegen isolierte Personen richtet.

Das Ziel ist es, um jeden Preis zu triumphieren - sogar, so paradox das klingen mag, gegen die eigenen Geschäftsinteressen. Nun sollte man annehmen, daß Gesetze vor so etwas schützen, doch weit gefehlt! Wie gesagt: Was nicht beweisbar ist, das ist auch nicht passiert! Und selbst für den unwahrscheinlichen Fall, daß etwas beweisbar ist - von wem sollte der Sündenbock, der "Negativintegrator" wie es auf Neudeutsch heisst, wohl Hilfe erwarten können? Seitens der hohen Politik durch bessere Gesetze doch ganz sicher nicht, denn von den Politikern wird jeder ganz unverblümt belogen. Gesundheitsreformen, welche die unter Umständen. vom oben erwähnten System erst krank Gemachten zum Nutzen und zum Profit der Pharmaindustrie zur Kasse bitten, sind Reformen zugunsten eben dieses Systems und gegen das Volk. Aber eine konkurrierende Partei ist auch nicht besser.

Damit das auch so bleibt, erfolgt Manipulation, erfolgt vermittels der Medien eine Gleichschaltung des Denkens. Derjenige, der sich mehr damit beschäftigen muß, wie er am besten über die Runden kommt - wie er am besten überlebt! - der hat im allgemeinen weder die Kraft noch das Interesse, etwas zu verändern: auch dann, wenn es zu seinen Gunsten ist. Der will sich nur noch irgendwann zurücklehnen und ausspannen, ganz im Sinne der oben erwähnten Spaßgesellschaft. Ein perfides, ausgeklügeltes System, denn Gewaltregime zur Unterdrückung der Bevölkerung sind in einem solchen Fall überflüssig geworden! Die Wenigen, die sich noch Gedanken machen - das sind dann eben die Störenfriede, die es plattzumachen gilt! Und das sind Einzelpersonen, ist das Pech des Einzelnen, der eben auf der Strecke bleibt...

Betrachten wir zur Abwechslung mal das Tierreich, beispielsweise ein Wolfsrudel. Wir als rational handelnde, denkende Menschen stehen da ja mit unseren sozialen Errungenschaften meilenweit drüber. Aber tun wir das wirklich? In einem Wolfsrudel gibt es immer die Rudelmitglieder, den Negativintegrator und vor allem den Anführer, den Alpha-Rüden. Wenn das Rudel eine Beute gerissen hat, dann bekommt der Alpha-Rüde - logischerweise! - die besten Fleischstücke. Aber: Alle (!) Rudelmitglieder profitieren von der Beute, um bei Kräften zu bleiben. Das Rudel trachtet nicht danach, Negativintegratoren zu produzieren, denn dadurch würde es zu stark geschwächt werden.

Was aber tun unsere Politiker, tut unsere Wirtschaft, indem sie alles, was irgendwie "anders" ist (zu schlau, zu eigenwillig, zu krank, zu erfahren, zu lange arbeitslos, zu alt...), außen vor lässt und so die Arbeitslosenzahlen in astronomische Höhen treibt? Dieses System macht krank und produziert eben dadurch Negativintegratoren, wozu auch Langzeitarbeitslose gehören! Unter diesem Gesichtspunkt ist das Wolfsrudel in sozialer Hinsicht ganz zweifellos wesentlich weiter entwickelt als unser sogenannter Sozialstaat. Wenn wir aber selbst von einem Wolfsrudel noch lernen können - ist unsere sozial-kulturelle Evolution folglich in Wirklichkeit eine Devolution?!?



 
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